22.05.2022 Siebter Spieltag (Runde 8): 4,5:3,5 Erfolg bei König-Nied 2
Als Tabellendritter reisten wir zum Tabellenvorletzten Nied 2 und die Favoritenfrage schien geklärt. Da wir aber auf Simon Faber verzichten mussten, stellten wir uns auf einen 0:1 Rückstand zu Beginn ein. Glücklicherweise fehlte bei Nied das Brett 1 (2000er DWZ), so dass wir gleich mit 1:1 starteten.
Danach entwickelten sich an allen Brettern spannende Partien, wobei man realistischerweise festhalten muss, dass es nicht unbedingt nach einem hohen Sieg für uns aussah.
Heinz Gerhard verlor in der Eröffnung zwei Bauern, konnte in der Folge aber einen zurückgewinnen und versuchte dann, die Stellung zu halten.
Thorsten an Brett 4 eröffnete ruhig, schloss die Mitte und startete einen Angriff auf dem Königsflügel.
Matthias Zwack an Brett 5 konnte sich schon zu Beginn besser entwickeln und den Fianchetto-Läufer seines Gegners abtauschen. Danach besetzte er die lange Diagonale mit seiner Dame und baute Drohungen gegen den König auf.
Matthias Hanak spielte an Brett 6 gegen den an diesem Tag nominell stärksten Gegner (2007 DWZ). In der Eröffnung entschied er sich für den Bauerngewinn, sein Gegner bekam dafür Stellung. Bei Matthias stand der König in der Mitte und sein Turm und sein Läufer spielten zunächst nicht mit. Für Ästheten war das nix. Für Spieler, die sich in den unmöglichsten Stellungen erfolgreich verteidigen, war das schon ein Highlight.
Bei mir an Brett 7 war wie gewohnt von Beginn an "Action" auf dem Brett. Im 5. Zug verpasste ich meinem Gegner einen Isolani, auf den ich spielen wollte. Mit einem Damenschach im 9. Zug animierte ich ihn dann, seinen König auf f8 zu parken und damit einen Nachteil für seinen Königsspringer/Königsturm in Kauf zu nehmen. Im Gegenzug erhielt er starke Läufer und ich einen schwachen Damenflügel. Auch meine Dame schien auf e1 nicht sonderlich toll zu stehen.
Kasra auf Brett 8 setzte seinen Gegner von Beginn an mit Fesselungen und Drohungen unter Druck und spielte sehr stark auf Material und (ganz zu meiner Freude) auf den König.
Die etwas gemischte Gemengenlage konnte Matthias Zwack dann schnell zu unseren Gunsten drehen. Nach einer Unachtsamkeit seines Gegners konnte er mit seinem Springer auf f6 Schach geben und drohte im Anschluss mit Abzugsschach durch seine Dame und gleichzeitigem Damengewinn. Dies erkannte sein Gegner und gab umgehend auf. 2:1 für uns.
Heinz Gerhard wehrte sich mit allen Kräften, doch sein Gegner spielte seine Partie stark und griff sowohl die Figuren als auch die Königsstellung permanent an. Diesem Druck konnte er sich irgendwann nicht mehr erwehren und musste aufgeben, 2:2.
Zu diesem Zeitpunkt hatte Thorsten leichte Vorteile, Matthias H. stand unter Druck, bei mir war für beide Seiten viel drin und Kasra hatte Vorteile. Insgesamt war der Mannschaftssieg also noch ordentlich weit weg. An allen noch offenen vier Brettern gingen wir über die Zeitkontrolle. Vier Stunden waren gespielt.
Dann gaben Kasra und ich Gas. Kasra ließ zwei Figuren hängen (wie sagte ein Großmeister: der Gegner kann eh nur eine schlagen) und ging voll auf den König los inklusive Angriff auf die Dame und Fesselungen. Da ging die Stellung des Gegners zu Bruch und Kasra fuhr einen verdienten Sieg ein. 3:2.
Nach einem Bauernabtausch im Mittelspiel konnte ich über einen Spieß eine Qualität gewinnen, das gegnerische Läuferpaar war aber extrem stark. Meine Bauern marschierten am Damenflügel bis auf b5 und meine Dame wurde "gezwungen", auf b3 einen sehr guten Parkplatz einzunehmen. Es entstanden Fesselungen, Drohungen und Opfervarianten. Durch ein Läuferschach konnte mein Gegner die Qualität zurückgewinnen und bot Remis. Ich fand aber eine ausgezeichnete Fortsetzung mit einigen Zwischenschachs und der Drohung auf Figurengewinn. So zwang ich meinen Gegner zum Damentausch und konnte im Anschluss die verbliebenen Leichtfiguren meines Gegners so aneinander binden, dass ich meinen b-Bauern laufen lassen konnte. Es gab noch ein paar kleine knifflige Drohungen mit Läufer, Springer, König, Bauer gegen meinen König, aber die neue Dame auf b war dann ein guter Grund zur Aufgabe meines Gegners. 4:2.
Danach reichte für Thorsten in besserer Stellung ein Unentschieden. Mannschaftsdienlich remisierte er.
Nun spielte nur noch Matthias Hanak. Nach einer wilden Partie kam es zu einem Endpiel mit zwei gegen einen Bauern und je einem Turm. Matthias versuchte geschickt, die Stellung remis zu halten, musste sich aber nach über 5 Stunden doch seinem bärenstarken Gegner beugen.
Mit einem knappen 4,5:3,5 fuhren wir nach Hause und freuen uns nun mit sehr guten Aufstiegschancen auf das Saisonfinale im Juni.
Martin Köcher