Es war in den 80-er Jahren. Die Raunheimer erlebten eine turbulente Zeit und bewegten sich zwischen Bezirksklasse B, Bezirksklasse A und der Unterverbandsklasse hin und her. Viele Spieler trugen nur für ein oder zwei Jahre die Farben des Vereins und wechselten dann wieder.

Nicht so Horst L. Obwohl zu dieser Zeit einer der stärksten Spieler des Vereins, konnte man immer auf ihn zählen. Aber dann war da dieser eine besondere Tag......
Doch bevor wir dazu kommen, ist es wichtig darauf hinzuweisen, dass damals das Rauchen während des königlichen Spiels bei Zustimmung des Gegners noch erlaubt war und Horst L. ein begeisterter Zigarillo-Fan war. Und dies sollte an diesem Tag eine große Rolle spielen!

Es war der letzte Spieltag einer erfolgreichen Saison. Eigentlich sollte auch der Sieg im letzten Spiel klar gehen; vielleicht würde ja auch schon ein Remis zu einem weiteren  Aufstieg reichen. Doch das Spiel gestaltete sich weitaus spannender als erwartet. Nach 4,5 Stunden Spielzeit näherte sich die Zeitkontrolle und damit auch die Entscheidung! Die Partien waren an den meisten Brettern entschieden und der Spielstand zeigte, dass die Partie von Horst L. den Ausschlag über Gewinn und Verlust geben würde.

Und diese Partie war äußerst spannend. Horst war materiell klar im Vorteil und würde die Partie locker gewinnen, wenn - ja wenn er die Zeitnotphase bis zur Zeitkontrolle überstehen würde! Er hatte jedoch noch ca. 12 Züge in weniger als 5 Minuten zu machen. Nebenbei versuchte sein Gegner die Stellung möglichst kompliziert zu gestalten und Horst L. weigerte sich, die Hilfe eines Mannschaftskollegen zur Notation der Partie anzunehmen.

Und er schien die Sache im Griff zu haben. Hoch konzentriert wehrte er alle Angriffsversuche seines Gegners ab und näherte sich Zug um Zug der Zeitkontrolle. Und dann verlor sein Gegner die Nerven und erlaubte Horst einen Abtausch, der die Überlegenheit seiner Stellung noch klarer zum Ausdruck brachte und außerdem die Anzahl der noch zu absolvierenden Züge zusammenschmelzen ließ.

Sein Gegner hatte den 50-ten Zug gemacht und wartete auf den entscheidenden Zug. Eigentlich drohte keine Gefahr mehr und den sicheren Sieg vor Augen suchte Horst seine geliebte Zigarillo. Er fand sie auch schnell, doch dann fehlte noch das Feuer. Flink war auch ein Feuerzeug herausgezogen, doch das verflixte Ding wollte nicht angehen! Panik erfasste die anwesenden Raunheimer Spieler. Sofort suchten alle nach einer Ersatzlösung – und endlich hatte jemand Streichhölzer aufgetrieben. Unverzüglich wurden sie zu Horst L. gereicht, der sich höflich bedankte. Und endlich brannte die Zigarillo. Horst nahm einen tiefen Zug, beugte sich nach vorn um seinen letzten Zug vor der Zeitkontrolle auszuführen, als ...... ein überglückliches, weit vernehmliches „Zeit!!!!“ seines Gegners das Ende der Partie signalisierte.

Über die Zigarillo hatten sich auch alle Aufstiegsträume der Raunheimer in Rauch aufgelöst!