Kaum zu glauben aber wahr: Es gibt einen Raunheimer Schachspieler, der beim Spiel gegen mehrere Großmeister über mehrere Spiele eine positive Bilanz erreicht hat. Er kann sogar darauf verweisen, keine einzige Partie gegen Großmeister verloren und immerhin 3 Siege –1 davon gegen einen amtierende deutschen Meister - errungen zu haben!

Für alle, die mit Schach nicht so vertraut sind, ist die Sensation, die hinter dieser Aussage liegt möglicherweise gar nicht zu erkennen. Daher vorab erst einmal eine kurze Erklärung: Großmeister sind die stärksten Schachspieler der Welt und haben ihr schachliches Können über viele Jahre in Turnieren unter Beweis stellen müssen. Erst durch mehrere fordere Platzierungen, in den am stärksten besetzten Schachturnieren der Welt, erreicht ein Schachspieler den Titel eines Großmeisters. Bei Schachspielern wird die Spielstärke - ähnlich wie beim Handicap bei Golf - mit einer speziellen Zahl gemessen bzw. angegeben. Ein Großmeister hat in der Regel eine Spielstärkezahl von mehr als 2500 DWZ und man sagt, dass bei einer Differenz von mehr als 200 Punkten für den schwächeren Spieler eigentlich keine Gewinnchance mehr besteht (der Durchschnittswert der ersten Raunheimer Mannschaft liegt derzeit bei etwa 1600!).

Um das schier Unmögliche dennoch möglich zu machen, müssen also noch ein paar Randbedingungen zu Gunsten der schwächeren Seite existiert haben. Und hierbei handelt es sich um eine seit vielen Jahren bei Schach existierende Besonderheit, den Simultanturnieren! Bei diesen Turnieren tritt ein klar überlegener Schachspieler gleichzeitig gegen mehrere Spieler an. Diese Spieler sitzen außen an einer Tischreihe an ihren Brettern und führen jeweils dann ihren Zug aus, wenn der innen entlang laufende Meisterspieler bei ihnen vorbei kommt.

Für diejenigen, die jetzt meinen, dass unter solchen Bedingungen ein Sieg oder ein Unentschieden leicht zu erreichen seien, hier eine kleine Beschreibung dessen, wozu solche Großmeister wirklich fähig sind:

  • so spielte 1960 der Ungar Janos Flesch in Budapest 52 parallele Partien ohne Sicht auf die Figuren oder Notizen rein aus dem Gedächtnis (Blind-Simultan!). Hiervon gewann er 31 Partien, spielte 18 mal Remis (Unentschieden) und verlor nur 3 Partien.
  • zum 50-jährigen Jubiläum des Bundesliga-Vereins SC Kreuzberg spielte Dr. Robert Hübner blind gegen das Bundesligateam (durchschnittliche Spielstärke 2300) und gewann nach 9 Stunden und 339 Zügen 5 Spiele bei 3 Unentschieden und ohne eine einzige Verlustpartie.

Doch nun zu den erwähnten Spielen:

Gegner Spielort Ergebnis
GM Ludek Pachmann Eppstein         1:0
GM Erik Lobron Raunheim         1:0
GM Vlastimil Hort Raunheim         1:0
GM Vlastimil Hort Bad Nauheim 0,5:0,5
GM Georg Hickl Flörsheim      0,5:0,5

Zu diesem Ergebnis kommen noch zwei während eines Fluges gespielte Schnellpartien gegen GM Dr. Robert Hübner!

Bei dem Raunheimer Spieler, dem diese sensationelle Serie gelang, handelt es sich um den langjährigen Vereinsvorsitzenden Bernd Kronenburg. Mit Spannung warten wir darauf zu sehen, ob er diese Serie noch ausbauen wird.